Ganymed

AAA Culture 0791732582345
1 CD • 16min • 2017
11.09.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Aufnahmen mit Schubert-Liedern gibt es wie Sand am Meer, auch viele mit Bearbeitungen für Orchester. Wenige aber mit einem reinen Streichorchester. Hier ist es das Tbilisi State Chamber Orchestra „Georgian Sinfonietta“ unter Levan Tskhadadze, der auch die meisten Bearbeitungen verantwortet. Nun ist der reine Streicherklang nicht unbedingt eine Klangerweiterung gegenüber dem Klang eines Flügels – ja, am Ende meint man, sogar eine Klangeinschränkung, weil ein Flügel, wenn er meisterlich gespielt wird, mehr Klangfarben besitzt. Ein paar feine Bläserklänge dazugemischt wären schon wirkungsvoller. So wirkt das Streichorchester oft wie eine große Harfe. Bemerkbar ist dies vor allem in Ganymed und auch in Nacht und Träume, wo die Sechzehntelbewegungen im Streicherklang schon arg monoton wirken. Schön aber, wie in Auf dem Wasser zu singen die Geigen die Sopranstimme umspielen, fast möchte man bei der Lied-Thematik sagen, umspülen.
Ausgesprochen schön, sympathisch im Timbre und natürlich im Klang hört sich der Sopran von Corinna Ruba an. Oft ist es ja eine Anstrengung, einer Sopranistin länger zuzuhören: Hier ist’s immer ein angenehmer Genuss. Locker sitzt ihr Sopran, nichts ist übersteuert, samten ist auch ihre Höhe, die sie mühelos erreicht, niemals hört man die „Arbeit“ des Singens, sanftwellig fließt ihr Tremolo (so vor allem bei Im Abendrot), sicher ist ihre Atem-Einteilung.
Alles aber stimmt im Erlkönig: Dunkel dräut der Bassstreicherklang, dramatisch abwechslungsreich bis hin zum drohenden Fast-Sprechgesang ist der Stimmklang, genau und konsonantenhart ist die Diktion – eine spannend-packende Gestaltung. Auch Gretchens Spinnrad rotiert deutlich, während die Stimme von Corinna Ruba leidenschaftlich aufblüht, ihr Aufschrei bei „und, ach! sein Kuss“ ist eben kein spitzer Schrei, sondern erregt-stimmlicher Höhepunkt mit einem noch seufzend verklingenden Schluss-„s“, und das Streichorchester wird immer aufwühlender.
Musikantisch und fast landlerhaft, wenn auch in etwas breitem Tempo, dabei recht feinsinnig spielen die georgischen Musiker die Schubert’schen Menuette und 6 Trios D 89.
Rainer W. Janka [11.09.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | An Silvia op. 106 Nr. 4 D 891 | 00:02:39 |
2 | Ganymed op. 19 Nr. 3 D 544 | 00:04:13 |
3 | Im Abendrot D 799 | 00:03:29 |
4 | Der Tod und das Mädchen op. 7 Nr. 3 D 531 | 00:02:17 |
5 | Auf dem Wasser zu singen op. 72 D 774 | 00:03:23 |
6 | Ellens Gesang III op. 52 Nr. 6 D 839 (Ave Maria) | 00:06:15 |
7 | Erlkönig op. 1 D 328 | 00:04:13 |
8 | Nähe des Geliebten D 162 | 00:02:51 |
9 | Gretchen am Spinnrade op. 2 D 118 | 00:03:32 |
10 | Nacht und Träume D 827 | 00:03:34 |
11 | Fünf Menuette und sechs Trios D 89 für Streichquartett (Deutsche Tänze) | 00:16:15 |
Interpreten der Einspielung
- Corinna Ruba (Sopran)
- Tbilisi State Chamber Orchestra (Orchester)
- Levan Tskhadadze (Dirigent)