Haydn's World
Heidelberger Sinfoniker, Johannes Klumpp
hänssler CLASSIC HC25052
1 CD • 46min • 2024, 2025
15.11.2025
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Klassik Heute
Empfehlung
Johannes Klumpp und die Heidelberger Sinfoniker haben ihre gefeierte Gesamtaufnahme aller Haydn-Symphonien abgeschlossen – sie haben aber bei weitem noch nicht genug von Haydn. Jetzt geht’s weiter mit Orchester-Musiken von Haydn sowie Musik aus der Haydn-Zeit bzw. aus dem Haydn-Umfeld. Die erste Folge umfasst eine Opern-Ouvertüre von Haydn sowie eins von seinen Notturni, dazu gesellt sich Musik von Giovanni Paisiello, der acht Jahre nach Haydn geboren und sieben Jahre nach Haydn gestorben ist, und von Adalbert Gyrowetz, der später geboren ist (1763) und bis 1850 gelebt hat. Alles ist im besten Sinne Unterhaltungsmusik und wohl beste ihrer Art in der damaligen Zeit.
Rhetorisch überwältigendes Spiel
Dass Haydn auch Opern komponiert hat, weiß man, man will diese Opern nur nicht spielen. Die Oper L’anima del filosofo allerdings hat Haydn nie fertig komponiert. Dabei ist das allerliebste und geistvollste Musik, wie die Ouvertüre zeigt: Nach dem fanfarenartigen und damit Aufmerksamkeit heischenden Beginn blüht eine einfache Melodie auf, die immer neu instrumentiert wird und sich immer wieder abwechselt mit üppigen Tutti-Klängen. Die Heidelberger Sinfoniker lassen sich hier wieder von Johannes Klumpp hinreißen zu rhetorisch überwältigendem, überraschendem und bisweilen überrumpelndem, rhythmisch gespanntem und energiegespeistem Spiel. So geht’s die ganze CD hindurch. Das C-Dur-Notturno Hob. II:32 ist das letzte von acht Notturni, die Haydn für König Ferdinand IV. von Neapel komponiert hat. Zauberhaft und anmutig ist es und hat ein typisch Haydn’sches fröhliches Rausschmeißer-Finale. Da hätten die Heidelberger ein bisschen vom Gas wegnehmen und weicher spielen können, um die Anmut besser zu präsentieren.
Spritzige Weltersteinspielung
Die Ouvertüre zu Pirro von Paisiello ist eine Weltersteinspielung. Spritzig und witzig ist sie mit vielen Instrumenten-Soli, vom Orchester genauso spritzig dargeboten. Die geschmeidige Melodienseligkeit und dramatische Schlagkraft, die man seinen über 100 Opern zuschreibt, ist hier vom Orchester gut herausgearbeitet. Adalbert Gyrowetz ist heute kaum bekannt, seinerzeit war er ein hochgeachteter Komponist, der Haydn so sehr nacheiferte, dass man manche seiner Werke Haydn zuschrieb. Geboren ist er in Budweis, wo er das Piaristengymnasium mit so gutem Erfolg absolviert hat, dass man zeitlebens seine Lateinkenntnisse bewunderte. Weil er auch Jura studiert hatte und sechs Sprachen sprach, brachte er es – nachdem er in Neapel, Mailand, Paris und London musikalisch gewirkt hatte – in Wien bis zum kaiserlichen Legationssekretär und amtierte von 1804 bis 1831 als Hofkapellmeister und Dirigent am Kärntnertortheater. Insgesamt sind über 500 Werke von ihm bekannt – aber auf den Programmen der Musikwelt taucht er ganz selten auf.
Ergötzliche Solisten-Konversationen
Seine Sinfonia concertante op. 34 ist einschmeichelnd, mitreißend, vor Einfällen übersprudelnd, liebenswürdig und überraschungsreich von eingesetzten Pausen bis zum Mehrfachtriller. Die klangfarbenreiche Solistengruppe aus Flöte, Oboe, Fagott, Violine und Violoncello führt ergötzliche Konversationen, das Thema im Larghetto schleicht sich förmlich herein und das heiter-rasante Rondo-Finale hat ein „Thema mit Ohrwurmqualität“, wie Bernhard Blattmann und Dr. Timo Jouko Herrmann im Booklet schreiben. So kundig die Texte auch sind – ich vermisse die witzigen und zupackenden Formulierungen von Johannes Klumpp, mit denen er die Haydn-Sinfonien beschrieben hat. Dafür realisiert er hier mit den Heidelberger Sinfonikern überaus mitreißend den Witz, die Spritzigkeit und den Geistreichtum dieser Sinfonia concertante von Adalbert Gyrowetz.
Die Serie „Haydns World“ ist zunächst auf fünf Folgen angelegt – aber Haydns Welt gäbe noch viel mehr her. Das einzige Manko dieser auch klanglich hervorragend produzierten Aufnahme: Sie dauert nur 46 Minuten. Da wäre doch noch Platz für ein Haydn-Notturno gewesen…
Rainer W. Janka [15.11.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
| Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
|---|---|---|
| CD/SACD 1 | ||
| Joseph Haydn | ||
| 1 | Ouvertüre C-Dur Hob. Ia:3 (aus: L' anima del filosofo) | 00:04:23 |
| Adalbert Gyrowetz | ||
| 2 | Sinfonia concertante op. 34 | 00:23:05 |
| Giovanni Paisiello | ||
| 5 | Pirro (Ouvertüre) | 00:06:02 |
| Joseph Haydn | ||
| 6 | Notturno Nr. 3 C-Dur Hob. II:32 | 00:12:26 |
Interpreten der Einspielung
- Heidelberger Sinfoniker (Orchester)
- Johannes Klumpp (Dirigent)
