
Bridge 9116
1 CD • 65min • 2000, 2001
02.09.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Musikalität und Poesie, auch der radikale Irrwitz mancher Werke Stefan Wolpes mag frühzeitig erkannt worden sein, seine wirkliche Modernität und visionäre Rolle ist jedoch stilistisch erst aus der Perspektive heutiger Entwicklungen erfaßbar. Etwa der Kopfsatz seiner 1. Klaviersonate (1925), wo das irreguläre, aber musikalisch hinreißend ausgelotete Pochen eher an einen Postminimalisten am Rande des Wahnsinns erinnert als an einen noch so wild gewordenen Neoklassizisten. Oder der Tanz in Form einer Chaconne aus der Zemach Suite (1939), in dem ein sperriger Baßrhythmus sich als zeitnaher jazziger Draufgänger zeigt, während Form und Gestik gleichwohl historische wie zukünftige musikgeschichtliche Räume öffnen. Und die im 2.Weltkrieg komponierten Encouragements for Piano sind selbst für den Eisler-erfahrenen Hörer pointierte Ohrfeigen, die eine etwaige Debatte, ob Musik engagiert sein könne, in musikalischem Klartext beantwortet.
David Holzman bietet diese Musik so temperamentvoll-direkt wie farbenreich dar, daß man keine Sekunde nach einer intellektuellen Unterweisung sucht – die übrigens in einem hervorragenden Beiheft ausführlich nachzulesen ist!
Hans-Christian v. Dadelsen [02.09.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Stefan Wolpe | ||
1 | Klaviersonate Nr. 1 (Stehende Musik, 1925) | |
2 | Adagio. Gesang, weil ich etwas Teures verlassen muß (1920) | |
3 | Tango | |
4 | The Good Spirit of a Right Cause (1942) | |
5 | Encouragements for Piano. First Piece. Battle Piece (1943/1947) | |
6 | Waltz for Merle (1952) | |
7 | Zemach Suite (1939) |
Interpreten der Einspielung
- David Holzmann (Klavier)