
Zig Zag Territoires ZZT050501
1 CD • 76min • 2005
04.07.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Toccaten für Cembalo zeigen den jungen Johann Sebastian Bach in seiner ganzen Vielseitigkeit. Nicht zuletzt mit diesen Stücken eignete sich der Mittzwanziger die deutschen, französischen und italienischen Techniken an, die in seiner Zeit vorlagen; und er ließ in jedem der Stücke frisch und neu all diese Stilmöglichkeiten zu einer individuellen Gestalt zusammenfließen. Aus diesen beiden Haupt-Charakteristiken der Toccaten BWV 910-916: der Bandbreite der Stile und deren jeweils freie Kombination, ergeben sich die Anforderungen für den heutigen Interpreten. Er muß das Bach’sche patchwork so entwickeln, als ob es erst im jeweiligen Augenblick quasi improvisatorisch entstünde, aber gleichzeitig die Großform als eine integrale erschaffen. Dieser Spagat gelingt der französischen Cembalistin Blandine Rannou, die neben ihrer Tätigkeit bei Gérard Lesnes Il seminario musicale eine vielbeachtete Solokarriere verfolgt, scheinbar mühelos. Blandine Rannous Geheimnis ist ihr schlafwandlerisch sicheres Timing: Sie wählt nicht nur lebendige, dabei aber stets angenehm unaufgeregte Tempi, sondern findet stets eine natürliche Balance der einzelnen Tempi eines Stückes zueinander. Dabei unterscheidet sie sinnfällig zwischen der Mechanik etwa der fugierten Abschnitte und der empfindsamen Freiheit der phantasieartigen Teile. In beiden Fällen hat sie stets genügende Flexibilität für agogische Differenzierungen: Man höre etwa die Toccata c-Moll BWV 911, in deren Verlauf Blandine Rannou zur rechten Zeit auch einmal das Tempo rafft und die Spielfiguren dabei betont gestisch zusammenfaßt, wenn die Bewegung zu gleichmäßig und vorhersehbar zu werden droht. Ein Kabinettsstückchen an formaler Kraft ist die d-Moll-Toccata BWV 913, die einen großen Bogen über eine knappe Viertelstunde entfaltet. Die Aufnahme gewinnt zusätzlich noch durch das außerordentlich gelungene Klangbild: Das herrliche Instrument von Ruckers/Hemsch ist intim, aber nicht zu direkt eingefangen.
Prof. Michael B. Weiß [04.07.2005]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Toccata fis-Moll BWV 910 | |
2 | Toccata g-Moll BWV 915 | |
3 | Toccata D-Dur BWV 912 | |
4 | Toccata e-Moll BWV 914 | |
5 | Toccata c-Moll BWV 911 | |
6 | Toccata d-Moll BWV 913 | |
7 | Toccata G-Dur BWV 916 |
Interpreten der Einspielung
- Blandine Rannou (Cembalo)