Symbiosis
Werke von Markus Stockhausen für Klarinette und Trompete mit Streichorchester

Aktivraum AR 10309
1 CD • 56min • 2007, 2006, 2003
20.02.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der musikalische Weg von Markus Stockhausen und seine Balance zwischen Aspekten des Jazz, freier Improvisation wie auch klassischer und (in seinem Falle ganz besonders) avantgardistischer Rückbesinnung – dieser Weg ist musikalisch gewiss außergewöhnlich, aber auch notwendig, wenn man den verlockend aufgestellten Maschendrahtzäunen der eigenen Kultur nicht unnötigen Tribut zahlen möchte. Auch wenn die hier auf dieser CD versammelten Werke eher Kompositionen als Improvisationen sind, atmen sie doch einen sehr freien, vom unmittelbaren musikalischen Impuls inspirierten Geist. Dieser oft quasi improvisiert wirkende sehr direkte Impuls der Musik erzeugt eine Bindungsenergie, die die oft sehr konträren stilistischen Momente der Musik miteinander versöhnt. In dem Doppelkonzert Symbiosis sind das z.B. flirrend-hingetupfte Streicherkaskaden hier an Lutoslawski (1. Satz), dort an polyrhythmischen Latin-Style (2. Satz) angelehnt, hier zerrissen und atonal (3. Satz), dort im phrygisch codierten hochromantischen as-Moll (4. Satz). Die insgesamt freier agierenden Solisten spielen stets in einer gewissen sphärischen Noblesse, wenn man dies so sagen kann, niemals wirklich klischee-cool, aber auch nicht spielmusikantisch und schon gar nicht emotional im Sinne klassischer Interpretation. Ihre jedoch auch keineswegs anti-emotionale Tongebung wird auch in dem für Tara Bouman komponierten Relief deutlich, wobei die Intensität ihrer Klarinette stets gleichsam im Inneren der Musik schwingt und niemals einfach aus ihr herausplatzt. Die in schlichten Wellenbewegungen wandelnde Musik besticht gerade in der durchaus engagierten Vornehmheit ihrer Interpreten in ihrer Natürlichkeit. Und Markus Stockhausen, zwischen Flügelhorn und Trompete wechselnd, kann in der Aura seines Timbres zahlreiche Bläser-Assoziationen zwischen Bach und Miles Davies lebendig werden lassen, ohne sich dabei auf eine Ebene des Zitierens oder Kolportierens zu begeben. Unter strengen kompositorischen Gesichtspunkten gesehen – vielleicht aus der Brille so puristisch-polyrhythmischer Komponisten wie Reich oder Glass – könnte man einwenden, dass die Rhythmik mancher Phrase gelegentlich Hindemith oder Schostakowitsch streift, jedenfalls nicht wirklich ganz immun ist gegen neoklassizistische Anfälligkeiten; dadurch bleibt die Gesamtstilistik der Musik innerhalb eines zwar offenen, doch insgesamt recht polystilistisch-postmodernen Raumes.
Hans-Christian v. Dadelsen [20.02.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Markus Stockhausen | ||
1 | Symbiosis für Klarinette, Trompete und Streichorchester | 00:30:22 |
8 | Relief für Klarinette und Streichorchester | 00:07:11 |
9 | Ascent and Pause für Trompete und Streichorchester | 00:18:44 |
Interpreten der Einspielung
- Tara Bouman (Klarinette)
- Markus Stockhausen (Trompete)
- Deutsche Kammerakademie Neuss (Orchester)
- Lavard Skou Larsen (Dirigent)