
Neos 10830
1 CD • 75min • 2005, 2007
16.11.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eine lineare Weiterentwicklung der Musik im Sinne des „Materialfortschritts“ gibt es heute praktisch nicht mehr und kann es auch kaum geben. Komponisten suchen daher nach synkretistischen Möglichkeiten der Verbindung des Neuen mit historischen Formen, mit außereuropäischer Musik oder mit nicht temperierten Skalen, um nur einige Möglichkeiten zu erwähnen. Ob es dem 1974 geborenen Münchner Michael Bastian Weiß gelingt, auf einem dieser Wege einen Personalstil zu entwickeln, muß wohl noch abgewartet werden. Sicher gibt es in den Fragmenta einige interessante Passagen im Konzept einer Form zwischen Stille und einzelnen Klangpunkten, eine Orientierung an Webern und Feldman. Ob das Werk aber dem philosophischen Überbau des Titels auch klingend nahe zukommen vermag, kann man durchaus bezweifeln.
Noch problematischer erscheint die Cembalo-„Sinfonie“. Sie ist zwar mit 50 Minuten Dauer rekordverdächtig (für ein Werk für Cembalo solo), bietet aber zu viele Allusionen und Zitate früherer Musik und auch zu viele konventionelle Satztechniken und Rhythmusmodelle, um eigenes Profil zu gewinnen. Das leistet auch die vierteltönige Stimmung zwischen den beiden Manualen nicht, die eine wirklich eigene vierteltönige Harmonik – wie in Werken etwa von Alois Hába oder Ivan Wyschnegradsky durchaus vorhanden – nie erreicht. Viel Leerlauf und wenig Substanz – so lassen sich 50 Minuten füllen, auch wenn dies sicher nicht die Intention des Komponisten war.
Dr. Hartmut Lück † [16.11.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Michael Bastian Weiß | ||
1 | Fragmenta Missarum pro Defunctis op. 7 für Klavier | 00:24:38 |
3 | Sonate über die Dunkelheit op. 13 | 00:50:32 |
Interpreten der Einspielung
- Andreas Skouras (Klavier, Cembalo)