Robert Schumann Klavierwerke & Kammermusik - VIII

Alpha Productions 154
2 CD • 1h 54min • 2009
23.02.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Hier handelt es sich – wenn ich meine ganz persönliche Meinung vorausschicken darf – um eine echte Überraschung! Eric Le Sages frühere Schumann-Einspielungen dieser auf Schumanns Klavier- und Kammermusikwerke abonnierten Alpha-Veröffentlichungen empfand ich als seriös, in den musikalischen Details gründlich gelesen, aber im Vergleich zu bekannten, sozusagen prägenden Aufnahmen etwas blass geraten, in den emphatischen Passagen zurückhaltend, etwas unentschieden, in den lyrischen Partien nicht liebevoll, nicht herzerfüllend, schon gar nicht herzzerreißend im Sinne einer den Hörer wirklich bewegenden Klavier- und Instrumentalmusik.
Nun aber ist es dem französischen Pianisten gelungen, mit den beiden Paganini-Serien op. 3 und op. 10 aus dem Schatten vor allem jener Interpreten herauszutreten, die sich diesem Seitenthema der Schumann-Interpretation gewidmet haben. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass sich selbst Sviatoslav Richter – im hohen Alter! – einigen dieser bald wundersam-züchtigen, bald unverblümt brillanten Paganini-Erkundungen gewidmet hat, darf ich den Lesern verkünden: diese Le Sage Wiedergaben übertreffen alle mir bekannten Teil- und Gesamteinspielungen! Nach mehrmaliger Hörlektüre habe ich den Eindruck gewonnen, der Pianist habe diese Stücke nicht nur zur Vervollständigung einer Schumann-Gesamtaufnahme „gelesen“, sondern im Zuge dieses Lesens künstlerischen Appetit bekommen.
Schon die erste Etüde op. 3 nimmt gefangen, indem Le Sage – im Vergleich zu seinen „Konkurrenten“ – ein flotteres, aufregenderes Zeitmaß riskiert. Aber es ist nicht nur die wagemutigere Bewegtheit seines pianistischen Beginnens und Vollführens, sondern die Vielzüngigkeit seines Anschlags und die – wie ich meine – insgesamt begeisterte Attitüde seiner Schumann/Paganini-Botschaft. Als erstem also gelingt es ihm, diese Etüden aus der Werkstatt Schumanns gleichsam in die Nähe der zum Teil knapper, zumeist konsequenter, geraffter „nachempfundenen“ sechs Liszt-Etüden zu platzieren. Nebenbei bemerkt: die längste der Schumann-Studien in Verehrung des diabolischen Geigers – die Nr. 4 aus den Etüden op. 10 – ist immerhin erhebliche 9 Minuten lang!
Resolut, rhythmisch bestens sortiert, im Finalsatz endlich einmal auch in den kleinen Noten übersichtlich gestaltet, gelingt Eric Le Sage der Faschingsschwank. Bestens geregelt auch die vier „akademischen“ Stücke op 32. Und auch die drei Kinder-Sonaten op. 118 lassen keinen Wunsch übrig, was Konturen und Durchsichtigkeit des kompositorischen Gewebes anbelangt. Allerdings könnte ich mir diese kleinformatigen Sätze etwas träumerischer, kindlicher abgetönt vorstellen.
Peter Cossé † [23.02.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Allegro h-Moll op. 8 – Prestissimo | 00:08:47 |
2 | Faschingsschwank aus Wien op. 26 | 00:19:40 |
7 | Vier Klavierstücke op. 32 (1838/1839) | 00:11:23 |
11 | Clavier-Sonate für die Jugend Nr. 1 op. 118a (Kinder-Sonate Julien zur Erinnerung) | 00:07:50 |
15 | Clavier-Sonate für die Jugend Nr. 2 op. 118b (Elisen zum Andenken) | 00:10:12 |
19 | Clavier-Sonate für die Jugend Nr. 3 op. 118c (Marien gewidmet) | 00:13:18 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Studien nach Capricen von Paganini op. 3 | 00:14:10 |
7 | Sechs Konzert-Etüden nach Capricen von Paganini op. 10 | 00:27:40 |
Interpreten der Einspielung
- Eric Le Sage (Klavier)