Emmerich Kálmán
Die Faschingsfee

cpo 555 147-2
1 CD • 77min • 2017
11.03.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es ist durchaus gewinnbringend, wenn man diese Rezension am Tag nach dem Wiener Opernball schreibt: Man hat noch genug virtuellen Champagner im Blut und fühlt mit dem mit, was da an einem Faschingsdienstag im Café „Theaterklause“ passiert, nämlich ein typisches „Nie-sollst-du-mich-befragen!“-Verwirrungs- und Verwechslungsspiel. Und weil es eine Operette ist, finden sich am Ende die richtigen, heiratet eine Fürstentochter einen armen Maler und ein Herzog sein ehemaliges Gspusi: „Im Fasching, im Fasching, da kommt man erst in Schwung!“, singen die feiernden Künstler.
Die Faschingsfee von Emmerich Kálmán ist in der Aufnahme des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz moussierend und animierend wie Champagner, die kurzen Dialogtexte (Textfassung: Josef E. Köpplinger) und die Bühnengeräusche vermitteln den Eindruck von Unmittelbarkeit, von Dabeisein.
Kálmán ist nicht der erste Komponist, der von sich selber abschreibt, hier ist es die ganze Musik zu einer früheren Operette, der 1915 in Budapest uraufgeführten Zsuzsi Kisasszony. Die Faschingsfee spielt aber in München, weil Kálmán sich mitten im I. Weltkrieg das deutsche Publikum erobern wollte. Und so rauscht es nur so von ungarischer Musik mit Csárdás und flotten Marschliedern, die immer ein bisschen nach der Csárdásfürstin klingen: Münchner Adlige und Künstler bringen sich mit ungarischer Musik in Wallung.
Alle Mitwirkenden sind mit so viel Freude und mitreißendem Schwung bei der Sache, dass die Beine beim Zuhören wippen und das nur allzu bereite Herz sentimental schmachtet bei den großen Liebeswalzern. Die Sänger artikulieren hervorragend, man versteht die oft durchaus witzigen Texte wirklich. Camille Schnoor nimmt man sowohl die Fürstin als auch die Liebende ab, sie singt so strahlend wie klar, Daniel Prohaska, der liebende arme Maler, ist ein souveräner Operetten-Tenor, wie es ihn heute nur noch selten gibt, manchmal erinnert er im Timbre an Heinz Hoppe. Der Chor ist unermüdlich am Befeuern der Faschingsstimmung und das Orchester spielt unter Manuel Brandstätter, dem gebürtigen Österreicher, eben champagnermäßig sprudelnd und leicht beschwipst, ständig kichern echt Kálmán-mäßig die Flöten.
Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte dieser Operette legt Stefan Frey ausführlich im Booklet dar – und zitiert sich dabei selbst, nämlich aus seiner Kálmán-Biografie „Unter Tränen lachen“ aus dem Jahre 2003. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 2017, 100 Jahre nach der Uraufführung: Die Operette lebt!
Rainer W. Janka [11.03.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Emmerich Kálmán | ||
1 | Die Faschingsfee (Operette in drei Akten) | 01:16:43 |
Interpreten der Einspielung
- Camille Schnoor (Fürstin Alexandra Maria - Sopran)
- Daniel Prohaska (Viktor Ronai - Tenor)
- Nadine Zeintl (Lori Aschenbrenner)
- Simon Schnorr (Baron Hubert von Mützelberg - Bariton)
- Maximilian Mayer (Graf Lothar Mereditt - Tenor)
- Erwin Windegger (Herzog Ottokar von Grevlingen - Bariton)
- Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz (Chor)
- Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz (Orchester)
- Michael Brandstätter (Dirigent)