Richard Strauss
Cello Sonatas

Sony Classical 19439718832
1 CD • 71min • 2019
21.02.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Hat Richard Strauss mehr als eine Cellosonate geschrieben? Das jedenfalls suggeriert das Cover der neuen CD von Raphaela Gromes (Violoncello) und ihrem Partner am Flügel Julian Riem. Die Produktinfo aus dem Hause Sony Classical spricht von einer „Sensation: Der Ersteinspielung einer bisher unveröffentlichten Cellosonate von Richard Strauss“. Die Cellosonate F-Dur op. 6 von 1883 „galt bisher als seine einzige Cellosonate […] Sie war tatsächlich seine zweite Cellosonate. Denn Richard Strauss schrieb zuvor, nämlich 1881 als 16-jähriger die jetzt erstmals eingespielte Sonate F-Dur für Clavier und Violoncello“. Also wirklich zwei Sonaten? Tatsache ist, Strauss hat die Urfassung von 1881 für die bekannte Version von 1883 mehr als einfach nur überarbeitet. Den Kopfsatz hat er in weiten Teilen übernommen, komplett neu ist aber der zweite Satz, für das Finale hat er sich wieder an dem Material aus der Urfassung bedient. Tatsächlich hat man es im Vergleich mit unterschiedlichen Satzcharakteren zu tun. Aber mit einem völlig neuen Werk oder Werkcharakter? Zu den genauen Unterschieden beider Fassungen seien die Interessierten auf das CD-Booklet verwiesen, in welchem aber leider Informationen zu den Interpreten und zu der Walzerfolge aus dem Rosenkavalier fehlen. Hier nur so viel: Beide Fassungen sind sehr effektvoll, zeugen von meisterhafter und virtuoser Kompositionstechnik und motivisch-thematischer Arbeit, verströmen Eleganz, Kraft und Witz. Allerdings kommt die Urfassung deutlich frischer, überschäumender, freundlicher und – für mich – wirklich spannender daher. Sie beide sind zwischen jugendlichem Sturm und Drang und Meisterschaft, zwischen Schwärmerei und Disziplin zu verorten, wobei sich die Endfassung von 1883 reifer und klanglich fortschrittlicher gibt.
Blühend und glühend
Mehr als alles andere hat mich jedoch die so werkdienliche und beredte Lesart der hier versammelten Werke durch Raphaela Gromes und Julian Riem beeindruckt. Sie bleiben Strauss absolut nichts schuldig. Alles an ihrer gewissenhaften und gleichzeitig glühenden Musizierhaltung ist Ausdruck; Leidenschaft, gedankliche Tiefe, intensive Tonformung, stets überzeugende Phrasierungen, Drängendes, lyrisches Empfinden, ein gegenseitiges Befeuern und, wo es notwendig ist, Bremsen – alles harmoniert wunderbar miteinander. Neben der anspringenden aber nie Beifall heischend auftrumpfenden Spielfreude ist es vor allem der so außerordentlich differenzierte, blühende wie glühende Ton von Raphaela Gromes, der mich auch in den Lied-Transkriptionen und der Walzer-Suite aus dem Rosenkavalier in den Bann gezogen hat. Und dass die so intuitiv aufeinander reagierenden Raphaela Gromes und Julian Riem mit ihrer Kunst und ihrem Werkverständnis bewiesen haben, dass die Urfassung der F-Dur-Sonate nicht nur neben der bekannten Version, sondern ohne Zweifel auch neben den großen romantischen Sonaten bestehen kann, das ist nicht hoch genug zu bewerten. Bravo!
Christof Jetzschke [21.02.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Sonata F major op. 6 for Violoncello and Piano | 00:25:38 |
4 | Zueignung op. 10 Nr. 1 | 00:01:48 |
5 | Die Nacht op. 10 Nr. 3 | 00:02:53 |
6 | Du meines Herzens Krönelein op. 21 Nr. 2 | 00:01:42 |
7 | Ach Lieb, ich muß nun scheiden op. 21 Nr. 3 | 00:01:31 |
8 | Cäcilie op. 27 Nr. 2 | 00:01:52 |
9 | Morgen! op. 27 Nr. 4 | 00:03:46 |
10 | Sonate F-Dur op. 6 für Violoncello und Klavier | 00:25:17 |
Interpreten der Einspielung
- Raphaela Gromes (Violoncello)
- Julian Riem (Klavier)