Johann Wilhelm Wilms
Sonatas for piano and flute op. 15

MDG 903 2149-6
1 CD/SACD stereo • 60min • 2019
15.08.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Aufgrund eines eingeschränkten und bei wenigen Klappen dazu auch noch tonlich unausgeglichenen Ausdruckpotentials gehörte die Flöte in Klassik und Frühromantik keinesfalls zu den bevorzugten Soloinstrumenten. Mozart mochte sie nicht, Haydn schrieb nichts für sie und von Beethoven existieren ein paar Nebenwerke. Deshalb muss man Helen Dabringhaus und Sebastian Berakdar für ihre Ersteinspielung dreier Sonaten von Johann Wilhelm Wilms höchst dankbar sein.
Karriere in Amsterdam
Jan Wellem – so die ans Holländische angepasste Schreibweise seiner Vornamen – Wilms (1772-1845) stammte aus einem Dorf in der Nähe von Solingen, war zwei Jahre jünger als Beethoven und starb zwei Jahre vor Mendelssohn. Als Neunzehnjährigen verschlug es ihn als Musiker nach Amsterdam, wo er zunächst Flöte und Klavier unterrichtete, sich jedoch in der Folgezeit eine hochbedeutende Rolle im Musikleben der Stadt erwarb. Er schrieb auch die erst 1932 durch das populärere Wilhelmus van Nassouwe abgelöste Nationalhymne des Königreichs der Niederlande.
Seine drei Flötensonaten op. 15 aus dem Jahr 1810 stehen in spätklassischer Tradition. Da er beide Instrumente virtuos beherrschte, war es ihm daran gelegen, sie gleichberechtigt zu behandeln. In der Formgestaltung lehnt er sich ähnlich wie J. N. Hummel und Ferdinand Ries an den späten Mozart und frühen Beethoven an. Melodisch blitzen in diesen heiteren Duos gelegentlich Rossini und die italienische Oper durch. Eine Musik, die keine Dramen ausficht, sondern durch Schwung, Sentiment, Charme und Eleganz auf das Wohlbefinden der Zuhörer zielt.
Vorbildliche Interpretation
Helen Dabringhaus und Sebastian Berakdar bringen die für diese Stücke unbedingt erforderliche kongeniale Leichtigkeit mit. Sie halten den Klang schlank und transparent, phrasieren ausnehmend elegant. Artikulationen sind fein abgestimmt. Motive werden auf dem inneren Höhepunkt zugeführt. Akzente kommen mit präzisem Timing. Wenngleich diese Sonaten keine extremen Anforderungen hinsichtlich äußerlicher Virtuosität stellen, sind sie durch ihren filigranen Satz, bei dem kleine Schlampereien nicht durch große Gesten kaschiert werden können, durchaus anspruchsvoll. Zumindest, wenn man sie so spritzig und klangschön präsentieren will, wie es in der vorliegenden Aufnahme geschieht.
Die Aufnahmetechnik löst das gar nicht einmal so einfache Problem, Flöte und Klavier als gleichberechtigtes Duo darzubieten, in vorbildlicher Weise. Der höchst kenntnisreiche Booklet-Text von Johannes Draheim verdient ein Extra-Lob.
Fazit: Pflichtkauf für Flötisten, schon wegen der wichtigen Erweiterung des klassischen Repertoires, aber auch wegen der vorbildlichen Interpretation. Liebhabern von fröhlicher, unproblematischer Klassik zur Aufheiterung des Gemüts dringend ans Herz gelegt. Ganz klare Empfehlung!
Thomas Baack [15.08.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Wilhelm Wilms | ||
1 | Sonate Nr. 1 A-Dur für Flöte und Klavier | 00:19:58 |
4 | Sonate Nr. 2 F-Dur für Flöte und Klavier | 00:23:16 |
7 | Sonate Nr. 3 C-Dur für Flöte und Klavier | 00:17:00 |
Interpreten der Einspielung
- Helen Dabringhaus (Flöte)
- Sebastian Berakdar (Klavier)