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Besprechung CD

Nordic Treasures

Katharina Sames \ Flute • Mari Inoue \ Piano

Ars Produktion ARS 38 513

1 CD • 58min • 2024

02.03.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Das Cover zeigt einen verschneiten Hügel und türkisgrün schimmernde Polarlichter – Klischees, die wir mit dem Begriff „nordisch“ verbinden. Die Flötistin Katharina Sames und die Pianistin Mari Inoue entfalten auf ihrem Album „Nørdic Treasures“ ein facettenreiches Mosaik skandinavischer Klänge. Die Werke stammen überwiegend aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert – jener Zeit also, als die skandinavischen Komponisten ihre Folklore entdeckten und nationalromantische Stile ausprägten.

Katharina Sames stammt aus Norddeutschland und verbrachte ein Austauschsemester am Konservatorium von Kopenhagen. Sie musiziert auch im Rungholt-Ensemble Hamburg, das sich nordischen Raritäten widmet. Mit der japanischen Pianistin Mari Inoue spielt sie bereits seit zwölf Jahren im Duo, seit dem gemeinsamen Studium in Hamburg. Nun legen die beiden Musikerinnen ihr erstes gemeinsames Album vor.

Skandinavische Nationalromantik

Zum Auftakt wird auch die irische Folklore kurzerhand nordisch eingemeindet. In Hamilton Hartys Paradestück In Ireland überzeugen Sames und Inoue durch feuriges Temperament und funkenschlagende Virtuosität.

Im Mittelpunkt des Albums steht eine Flöten-Bearbeitung von Edvard Griegs jugendfrischer Violinsonate op. 8. Grieg schrieb sie, als er nach seinem Leipziger Studium in die Heimat zurückkehrte und mit Experimenten begann, die skandinavische Folklore mit den Kompositionstechniken seiner Zeit zu verbinden. Dass er im Mittelsatz auf einen Volkstanz für die Hardangerfiedel zurückgreift, wird in der Flötenfassung jedoch nicht offenbar.

In Leipzig hatte Grieg bei Carl Reinecke studiert, der mit Augenzudrücken gerade noch als nordischer Komponist durchgeht – geboren wurde er 1824 in Altona, das damals noch kein Stadtteil Hamburgs war, sondern zu Dänemark gehörte. In Leipzig war Reinecke, über 35 Jahre hinweg, der Gewandhaus-Kapellmeister mit der längsten Amtszeit aller Zeiten.

Zu seinen letzten Werken gehört eine Ballade für Flöte und Klavier, die moderne Entwicklungen links liegen lässt. Katharina Sames stellt hier die virtuose Grandezza der Flöte zur Schau. Im Adagio wechselt sie geschmeidig zwischen warmer Mittellage und hohen Glanzlichtern. Im Allegro flirtet sie gleichsam mit flinken Naturgeistern, wie sie auch Mendelssohns Sommernachtstraum bewohnen.

Tango und Hardangerfiedel

Argentinisches Flair kommt mit dem Tango-Hit Jalousie des Dänen Jacob Gade auf. Davon schuf der dänische Flötist Toke Lund Christiansen eine halsbrecherische Bearbeitung, die von den beiden Musikerinnen mit spieltechnischer Brillanz und innigem Zusammenspiel gemeistert wird. Jüngstes und modernstes Stück auf dem Album ist ein mystisches, harmonisch versponnenes Nocturne, das der norwegische Boulanger-Schüler und Neoklassiker Johan Kvandal 1980 schrieb.

Den Abschluss macht eine Berceuse der fast vergessenen schwedischen Komponistin, Dirigentin, Pianistin und Frauenrechtlerin Laura Netzel. Dieses 1896 entstandene, spätromantische Wiegenlied verbreitet französisches Flair – kein Wunder, studierte doch Madame Netzel in Paris bei Charles-Marie Widor.

Das abwechslungsreiche, gut durchdachte Programm verbindet Bekanntes mit entdeckenswerten Raritäten. Die große Bandbreite an Stimmungen widerlegt das Klischee der stets melancholischen nordischen Musik. Ergänzt wird dieses empfehlenswerte Album durch ein informatives und schön gestaltetes Beiheft.

Antje Rößler [02.03.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Hamilton Harty
1In Ireland 00:07:04
Johan Kvandal
2Nocturne op. 56 00:05:09
Edvard Grieg
3Violinsonate Nr. 1 F-Dur op. 8 00:26:10
Carl Reinecke
6Ballade op. 288 00:09:18
Jacob Gade/Toke Lund Christiansen
7Tango Fantasia 00:06:06
Laura Netzel
8Berceuse op. 59 00:04:05

Interpreten der Einspielung

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