Johannes Brahms Sonatas op. 120 • Robert Schumann Märchenbilder op. 113
Christian Euler, viola • Paul Rivinius, piano

MDG 903 2353-6
1 CD/SACD stereo/surround • 62min • 2024
11.04.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das Duo Bratsche/Klavier mit Christian Euler/Paul Rivinius hat schon einige CDs in dieser Besetzung veröffentlich – sehr groß ist das diesbezügliche Repertoire ja nicht. Diesmal also Spätromantik mit Brahms und Schumann. Brahms hat seine Klarinetten-Sonaten – Frucht einer letzten Aufwallung von Komponierlust – auch für die Bratsche vorgesehen, mit vernehmlichem Brummeln zwar, aber dann doch. Zusammen mit den original für Bratsche geschriebenen Märchenbildern op. 113 von Robert Schumann ergibt sich eine stimmige Gesamtkonzeption, hat doch Schumann dieses Werk komponiert, nachdem er Brahms kennengelernt hat.
Lebendiger Dialog der beiden Instrumente
Hervorzuheben ist zunächst einmal – wieder und fast möchte man sagen: selbstverständlich beim Label MDG – die Klangqualität: Völlig natürlich und authentisch ist das Klangbild, der Raum – wieder einmal das Konzerthaus Abtei Marienmünster – klingt und schwingt unauffällig, aber wirkungsvoll mit, die Bratsche kann sich trotz des dünneren, einsaitigen Klangs sehr gut gegen den klangfülligeren, vielsaitigen Steinway-Flügel von 1901 behaupten. So kann man unbeschwert und deutlich den äußerst lebendigen Dialog der beiden Instrumente hören und genießen, man kann die vielen Frage-und-Antwort-Spiele sowie die Fortsetzung einer Phrase durch den Partner hören und feststellen, wie genau Brahms hier den jeweiligen Satz aus einem einzigen Motiv heraus gestaltet.
Ruhe und versammelte Bewegung
Genussvoll ist vor allem die große Ruhe, die Christian Euler hier mit seinem Bratschen-Gesang verbreitet, mit seinen langausschwingenden, völlig ebenmäßigen und feinen Bogenstrichen, die gleichzeitig singen und vielsagend „sprechen“. Vor allem im Andante un poco Adagio der f-Moll-Sonate (Track 2) schafft er es, Ruhe mit versammelter Bewegung zu vereinen. Zartheit und Reinheit seines Tons überzeugen. Das amabile im ersten Satz der Es-Dur-Sonate spielt er so amabile, dass man fast vergisst, dass die Sonate ja ursprünglich für Klarinette geschrieben ist. Ganz „appasionata“ ist der zweite und innig-ernst der Finalsatz gehalten. Die angesprochene Ruhe ist so dominierend, dass man sich wünscht, das Vivace im Schlusssatz der f-Moll-Sonate wäre nicht von so gezügelter Fröhlichkeit und die Vortragsbezeichnung „Lebhaft“ bei den Märchenbildern wäre ein bisschen wörtlicher genommen. Aber das ist ja dann auch subjektive Meinung des Kritikers und persönliche Freiheit des Interpreten.
Klangfülle mit Transparenz vereint
Paul Rivinius bringt das Kunststück fertig, sowohl akkordreich zu begleiten als auch motivische zu führen, Klangfülle und Transparenz zu vereinen, umhüllend und gegenpartnerisch zugleich zu sein. Das später von Arnold Schönberg bewunderte
kontrapunktische Motiv-Spiel ist sowohl bei jedem einzelnen Musiker als auch im Zusammenklang immer deutlich zu hören: So macht Kammermusik Freude, die sich beim Hören immer wieder erneuert.
Rainer W. Janka [11.04.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Sonate f-Moll op. 120 Nr. 1 für Viola und Klavier | 00:23:57 |
Robert Schumann | ||
5 | Märchenbilder op. 113 für Viola und Klavier | 00:16:17 |
Johannes Brahms | ||
9 | Sonate Es-Dur op. 120 Nr. 2 für Viola und Klavier | 00:22:02 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Euler (Viola)
- Paul Rivinius (Klavier)