Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD

Claudio Monteverdi

Messa per Maria Salute

cpo 555 561-2

1 CD • 77min • 2022

14.04.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Claudio Monteverdis Sammlung mit Werken aus seiner Zeit als Kapellmeister an San Marco in Venedig, Selva morale e spirituale, von 1640/41 wurde bereits mehrfach mit den Feierlichkeiten zum Ende der Pest 1631 in Verbindung gebracht, bei der ein Drittel der Stadtbevölkerung umkam und die den Anlass zur Stiftung der Kirche Santa Maria della Salute gab. Da diese Sammlung ein virtuoses, konzertierendes Gloria sowie drei Fragmente eines Credos enthält, hat sich Roland Wilson entschlossen, anstatt die drei Fragmente – wie vom Komponisten oder Drucker vorgeschlagen – in die vierstimmige dort ebenfalls enthaltene Messe zu integrieren, die fehlenden Teile aus anderen Werken des Komponisten zu ergänzen.

Festmusik, Dankprozessionen, Kirchenbau

Die Pest wurde 1630 durch eine Delegation aus Mantua, die vom Librettisten des Orfeo und langjährigem Briefpartner des Komponisten, Alessandro Striggio, als Kanzler des Fürstentums angeführt wurde, nach Venedig eingeschleppt. Hatte die Stadt während des frühen 17. Jahrhunderts. ca. 150.000 Einwohner gehabt, waren es nach dem Abklingen der Seuche nur noch ca. 100.000. Striggio selbst gehörte zu den Opfern. Das Ende der Seuche wurde mit Festgottesdiensten zu Ehren der Maria della Salute begangen, und der Bau der ihr gewidmeten Kirche in Angriff genommen.

Einer Beschreibung der Feierlichkeiten kann entnommen werden, dass zu diesem Anlass ein reichbesetztes Gloria und Credo von Monteverdi aufgeführt wurde. Nun enthält Monteverdis Selva ein aufwendiges Gloria a 7 und drei Abschnitte eines wohl ebenso aufwendig gedachten Credos (Cruxifixus, Et resurrexit und Et iterum venturus) mit der Bemerkung, diese könnten in das Credo der im Stile antico verfassten, vierstimmigen Messe in F eingefügt werden, was jedoch recht unbefriedigend ist. Die Beschreibung erwähnt außerdem, dass zur Besetzung „Trombe squerciate“ gehörten. Hierbei handelt es sich um Zugtrompeten. Diese sind de facto Diskant-Posaunen in gestreckter Form ohne den U-förmigen Zug. Bach nennt sie „Tromba da tirarsi“.

Roland Wilson nimmt an, dass wegen nicht allgemeiner Verfügbarkeit dieser Instrumente, nur Auszüge aus dem Credo in den Druck aufgenommen wurden. Er hat deshalb durch Umarbeitung anderer Sätze des Komponisten eine eigene Fassung erstellt, die stilistisch als höchst gelungen bezeichnet werden muss. Hübsch frech, dem Schlussteil ab „Confiteor unum baptisma“ die berühmte, schwungvolle Zefiro torna-Ciacona zu unterlegen. Dies hat dann auch Auswirkungen auf die anderen Messteile, die durchgehend mit Continuo versehen und vom Instrumentalensemble mitgespielt werden, wobei im Kyrie die beiden Oberstimmen den Cornetti übereignet wurden, sodass nur Tenor und Bass vokal erklingen. Dies entspricht womöglich eher der deutschen Kantoreipraxis, die aber durchaus italienischen Ursprungs sein könnte.

Lebendige Interpretation

Roland Wilson hat die Kompositionen mit seiner Musica fiata und den Vokalisten der Capella Ducale außerordentlich sorgfältig erarbeitet. Auch die Anordnung der Werke überzeugt. Ähnliches hat bereits La Venexiana gemacht, indem sie drei Heiligen gewidmete liturgische Kontexte für ihre Gesamtaufnahme kombinierte. Das Ensemble mischt sich hervorragend, ist den virtuosen Anforderungen vollauf gewachsen, sodass zusätzliche Verzierungen jederzeit einbezogen werden können und hat offensichtliche Freude an seinem Tun. Allerdings mischt man an ein paar Stellen deutsche und italienische Aussprache der lateinischen Texte. Auch die variable Ausführung und Besetzung des Continuo erfreut. Da macht das Zuhören Spaß!

Abgerundet wird die Produktion durch einen kenntnisreichen Booklet-Text des Dirigenten und eine höchst räumliche Klangtechnik.

Fazit: Überaus erfreuliche Monteverdi-Einspielung. Anspieltipp ist klar Track 6 mit dem rekonstruierten Credo, das das Alleinstellungsmerkmal der Aufnahme bildet. Da es höchst gelungen erscheint, klare Empfehlung!

Thomas Baack [14.04.2025]

Anzeige

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Andrea Gabrieli
1Alla Battaglia 00:02:27
Claudio Monteverdi
2Messa per Maria Salute 01:14:16

Interpreten der Einspielung

Das könnte Sie auch interessieren

27.06.2022
»zur Besprechung«

Heinrich Schütz, Dafne

09.05.2022
»zur Besprechung«

Matthias Weckmann, Eleven Sonatas for the Hamburg Collegium Musicum

01.11.2021
»zur Besprechung«

Monteverdi and friends, Vespro da Camera

Anzeige

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

Anzeige