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Besprechung CD

Beethoven

Piano Sonatas • Heroic to Hammerklavier
David Korevaar

Prospero Classical PROSP0111

2 CD • 2h 18min • 2024

02.07.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Der US-amerikanische Pianist David Korevaar, Jg. 1962, Schüler u.a. von Earl Wild und seit 2000 Professor an der University of Colorado Boulder, hat im Laufe der Jahre eine ausgesprochen breite Diskographie vorgelegt, in der sich Fixpunkte des Repertoires (Beethoven, Brahms, Chopin) ebenso wiederfinden wie eher wenig Bekanntes (Paul Juon, Jean Roger-Ducasse, Tibor Harsányi oder Luigi Perracchio), das von Barock (Bach) bis in unsere Zeit (Lowell Liebermann) reicht und das neben Soloalben auch viel Kammermusik umfasst. Sein neuestes Album markiert den Beginn eines weiteren, besonders ambitionierten Projekts, nämlich der Gesamteinspielung aller 32 Klaviersonaten Beethovens, die offensichtlich bereits in vollem Gange ist. Dabei fungiert die vorliegende Doppel-CD, „Heroic to Hammerklavier“ tituliert, gewissermaßen als initialer physischer Repräsentant, während die weiteren Einspielungen gemäß Booklet digital veröffentlicht werden sollen (und z.T. auch bereits vorliegen).

Klarer, aufgeräumter Ansatz

Mit leichtem Augenzwinkern bezeichnet Korevaar selbst im durchaus ansprechenden Begleittext seine Gesamteinspielung als „Akt der Hybris“, und selbstredend könnte die diskographische Konkurrenz größer kaum sein. Wenn Korevaar nichtsdestoweniger seine „persönliche Sicht der Dinge“ zur Diskussion stellen möchte, dann handelt es sich dabei grundsätzlich um einen grundsoliden, kompetenten, geradlinigen Beethoven, agil, in den schnellen Sätzen robust, ohne forciert zu wirken. Korevaars klarer, aufgeräumter Ansatz fördert dabei viele Details auf sehr bewusste Weise zu Tage, zu beobachten etwa im 1. Satz der Sonate Nr. 22 F-Dur op. 54, die hier zwar als eine Art „Umgebungswerk“ der „heroischen“ Sonaten Nr. 21 (nebst Andante favori) und 23 fungiert, von Korevaar aber gleichfalls mit Sorgfalt und bewusster Artikulation (etwa des „Echos“ in der linken Hand gleich zu Beginn) dargeboten wird. Dabei verzichtet Korevaar auf das Quantum an Psychologie, an Metaphysik, mit dem etwa Barenboim oder Kempff dieses In tempo d’un menuetto gleichsam veredeln; bei ihm wirkt diese Musik bodenständiger.

Ein eher apollinischer Beethoven

Über weite Strecken weiß Korevaars Sicht auf Beethoven durchaus zu überzeugen; gut liegt ihm etwa die Lyrik des 1. Satzes der Sonate Nr. 28 A-Dur op. 101 (per Erstausgabe ja ebenfalls eine „Hammerklaviersonate“, auch daher der Titel des Albums). Was seinen Interpretationen ein wenig abgeht, sind gestalterische Extreme, das Ausloten des Ab- und Hintergründigen dieser Musik. Auch im langsamen Satz der Appassionata bleibt Korevaars Zugang zu Beethovens Musik ein essentiell apollinischer, und gerade der Schluss dieser Sonate gerät ihm unter dem Strich zu kontrolliert, zu wenig existenzialistisch. Auch bei der Realisierung dynamischer Kontraste wirkt Korevaars Spiel stellenweise zu beherrscht. Der Anfang der Waldsteinsonate könnte stärker aus einem echten Pianissimo kommen, und wenn sich Korevaar am Beginn des Finales dieser Sonate dafür entscheidet, sowohl Beethovens Pedalisierung genau zu befolgen (was ihm im Übrigen ganz grundsätzlich ein Anliegen ist) als auch ein relativ flüssiges Tempo zu wählen und sich außerdem eher in Piano- als in Pianissimo-Regionen aufhält, dann wirkt das Resultat zu verschwommen. Sehr schön wiederum, wie Korevaar im Trio des Scherzos der Hammerklaviersonate den Kanon durch ein ganz leichtes Übergewicht der Triolen in der rechten Hand herauszuarbeiten weiß, stets so, dass die polyphone Struktur erlebbar bleibt.

Gut bedient

Ist man auf der Suche nach einer geradlinigen, unexzentrischen, sehr solide gearbeiteten und in vielen Details sorgfältigen Einspielung der Beethoven-Sonaten, so ist man mit Korevaar gut bedient, zumal diese Einspielungen auch klangtechnisch zu überzeugen wissen.

Holger Sambale [02.07.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Klaviersonate Nr. 21 C-Dur op. 53 (Waldstein-Sonate) 00:25:36
4Andante favori F-Dur WoO 57 00:08:36
5Klaviersonate Nr. 22 F-Dur op. 54 00:11:19
7Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 (Appassionata) 00:25:39
CD/SACD 2
1Klaviersonate Nr. 28 A-Dur op. 101 00:21:40
5Klaviersonate Nr. 29 B-Dur op. 106 (Hammerklaviersonate) 00:45:11

Interpreten der Einspielung

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