
Ondine ODE 1089-2
1 CD • 74min • 2005, 2006
12.03.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es ist noch gar nicht lange her, daß ich mich mit Jouni Kaipainens Konzerten für Horn und für Violoncello auseinandersetzen durfte, die auf Ondine CD 1062-2 erschienen sind und mir Respekt und Vergnügen abnötigten. Weniger unterhaltsam erschien mir der Eiertanz des Textverfassers, der sich für den Sinfoniker Kaipainen glaubte entschuldigen zu müssen und mit komplizierten Gedankenspielchen den vor gut zwanzig Jahren erfolgten Schritt des Komponisten zu einer „altertümlichen“ Werkgattung zu rechtfertigen suchte, während für ihn, wie ich damals bemerkte „das immense konzertante Schaffen des Komponisten ... offenbar eine ungemein ,zeitgenössische‘ und ,soziale‘ Botschaft enthält.“
Auf der vorliegenden CD wird der Spagat des Autors natürlich noch bedeutender, weil sich Werke beider Gattungen ganz direkt begegnen. Und nicht nur das: Die zwischen 1999 und 2004 entstandene dritte Sinfonie ist mit ihren drei mächtigen Sätzen auch noch die weit überzeugendere der beiden Kreationen – ein hoch aufstrebendes Gebilde von 45 Minuten Spieldauer, das trotz seiner starken emotionalen Pendelschläge wohlproportioniert und geschlossen wirkt und sowohl in seinen dramatischen Inhalten wie seiner architektonischen Struktur jedes Raisonnieren über Sinn und Unsinn moderner Sinfonik hinfällig macht.
Diese Geschlossenheit der Konzeption fehlt mir bei dem Fagottkonzert von 2004, besonders im Vergleich zu den beiden kaum älteren Geschwistern, die ich eingangs erwähnte. Das erklärte Bemühen des Komponisten, den „Clown des Orchesters“ mit anderen als seinen humoristischen Aufgaben zu bedenken, wird wohl hörbar. Doch erstens
bedarf das Fagott dieser Rehabilitation nicht, und zweitens stellt sich heraus, daß die Solopartie ihre stärksten Momente eben doch da hat, wo’s heiter ist – im Mittelsatz, der, wie uns das Beiheft dankenswerterweise belehrt, auf einem musikalischen Kinderschauspiel namens Land der Dämmerung basiert und einen köstlichen Pas de deux für Piccolo und Fagott enthält. Mit seiner halbstündigen Aufführungsdauer ist das Werk recht weitschweifig ausgefallen und hat, wenn ich so sagen darf, noch nicht lange genug im Rauch gehangen, bevor es aufgenommen wurde. Vielleicht möchte der Komponist es ja irgendwann noch einer gewissen Straffung unterziehen...?
Musiziert wird insgesamt wieder auf demselben hohen Niveau wie zuvor beim Cello- und beim Hornkonzert. Hannu Lintu scheint sich der Sache jedenfalls mit ganzer Begeisterung anzunehmen, und Otto Virtanen bläst ein hervorragendes, nuanciertes Doppelrohrblatt.
Rasmus van Rijn [12.03.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jouni Kaipainen | ||
1 | Sinfonie Nr. 3 op. 72 (2004) | |
2 | Konzert op. 74 für Fagott und Orchester (2005) |
Interpreten der Einspielung
- Otto Virtanen (Fagott)
- Tampere Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Hannu Lintu (Dirigent)