Franz Schubert Schwanengesang and songs after Seidl

Challenge Classics CC72302
1 CD • 72min • 2008
12.11.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn Christoph Prégardien Schubert singt, darf man immer außergewöhnliche Interpretationen erwarten. Dieser erst im Juni in Belgien eingespielte, also noch taufrische Schwanengesang übertrifft jedoch noch die schönsten Erwartungen. Im geradezu symbiotischen Zusammenwirken mit dem Pianisten Andreas Staier hat der Tenor hier eine – wie ich auch nach mehrmaligem Hören finde – unübertreffliche Aufnahme geschaffen, die jedem Vergleich mit bedeutenden historischen Vorgängern standhält.
In Prégardiens Singen verbindet sich gedankliche Klarheit mit emotionaler Dringlichkeit. Seine stimmliche Palette an Farben und Ausdrucksmöglichkeiten scheint dabei unerschöpflich, reicht vom zarten Geflüster bis zum existentiellen Schrei (Der Atlas, Der Doppelgänger), von baritonaler Markigkeit bis zum hellen tenoralen Schimmer. Verblüffend ist dabei einmal die Jugendlichkeit des Klangs (bei einem Sänger, der immerhin im 6. Lebensjahrzehnt steht!) und vor allem die Unangestrengtheit, ja Leichtigkeit des Vortrags. In einigen Liedern, etwa der Taubenpost (nach Seidl) scheint Prégardien die Musik mit der Stimme förmlich zu streicheln. Gemeinsam mit seinem Klavierpartner findet er für jedes Lied das richtige Tempo und den richtigen Tonfall. Das so oft sentimental verhunzte Ständchen Leise flehen meine Lieder bekommt hier seine ursprüngliche Poesie zurück, beim Abschied („Ade, du muntre, du fröhliche Stadt“) hört man das Rösslein förmlich in schnellem Trab dahinreiten. Wie überhaupt Andreas Staier, der auf einem nachgebauten Flügel der Schubert-Zeit spielt, dem Klavierpart immer wieder unerhörte erzählerische und malerische Möglichkeiten entlockt. Wenige Takte reichen, um etwa in Die Stadt das von Heine beschworene Nebelbild musikalisch Gestalt annehmen zu lassen oder in Kriegers Ahnung die Stimmung eines nächtlichen Feldlagers zu beschwören. Kleine Klangwunder pianistischer wie sängerischer Art ereignen sich in jedem der 21 Lieder. Eine Aufnahme für die einsame Insel.
Ekkehard Pluta [12.11.2008]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Herbst D 945 | 00:03:19 |
2 | Schwanengesang D 957 | 00:45:01 |
15 | Die Taubenpost D 965a (from: Schwanengesang D 957) | 00:03:22 |
16 | Sehnsucht D 879 | 00:02:21 |
17 | Am Fenster op. 105 No. 3 D 878 (1826) | 00:03:45 |
18 | Bei dir allein op. 95 No. 2 D 866 Nr. 2 | 00:01:55 |
19 | Der Wanderer an den Mond D 870 | 00:02:17 |
20 | Das Zügenglöcklein D 871 (1826) | 00:04:13 |
21 | Im Freien D 880 | 00:04:54 |
Interpreten der Einspielung
- Christoph Prégardien (Tenor)
- Andreas Staier (Klavier)