Natanel Berg Symphonic Works Vol. 2

cpo 777 325-2
1 CD • 53min • 2006
15.03.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Ganz nette Sachen, setzen Sie ruhig fort!" meinte Richard Strauss, als ihm sein Bewunderer Natanael Berg 1909 in Dresden einige Kreationen vorlegte. Der damals gerade dreißigjährige Veterinär ließ sich das nicht zweimal sagen, setzte fort und wurde neben Ture Rangström, Kurt Atterberg und Hugo Alfvén zu einer der markantesten Komponistenpersönlichkeiten seiner schwedischen Heimat: Fünf mit programmatischen Titeln versehene Sinfonien (die beiden ersten gibt es schon bei cpo), drei Ballette sowie rund ein halbes Dutzend Opern bilden den wichtigsten Teil eines musikalischen Vermächtnisses, das nicht nur biographisch, sondern auch stilistisch die Kreise des verehrten Richard Strauss kreuzte und deshalb von einigen an sich wohlmeinenden Landsleuten wie Wilhelm Stenhammar als „zu deutsch" abgelehnt wurde. Berg hat sich dadurch nicht von seinem Weg abbringen lassen: Gemeinsam mit seinen mehr oder minder halbprofessionellen Kollegen - man fühlt sich ein wenig an das Mächtige Häuflein erinnert - legte er unter anderem das Fundament für den Schwedischen Komponistenverband, derweil er sein Brot im Dienste des Verteidigungsministeriums verdiente und endlich als Major seinen tierärztlichen Sachverstand den königlichen Pferden zuteil werden ließ, die ihn anscheinend nicht in solchem Maße beanspruchten, dass er auf eine künstlerische Laufbahn hätte verzichten müssen.
Die musikalischen Reisen, die er in seinen Partituren antrat, waren bunt und so schillernd wie das aufbrausende Temperament, von dem seine Zeitgenossen mancherlei zu berichten wußten. Nicht zuletzt das südliche Kolorit und Klima scheinen ihm entsprochen zu haben: Das 1921 entstandene, hier in einer konzentrierten Orchestersuite auszugsweise vorgestellte Ballett von den Freiern der Herzogin etwa schwelgt in teils spanischen, teils italienischen Rhythmen und Wendungen, während die Zuschauer miterleben können, wie die Titelheldin mit ihrer Zofe die Rollen tauscht, um in einem klassischen Verwechslungsspiel zu beobachten, wer ihre Hand wirklich verdient und wer sich nur als gelackter Mitgiftjäger versucht. Ein schwungvolles Happy End versteht sich ...
Die dritte Sinfonie musste einen längeren Weg nehmen. Der hoch aufwogende, wiederum ganz vernehmlich von Richard Strauss beeinflußte Kopfsatz („Selbst ist der Mann") war Ende 1917 vollendet. Doch an die fünfzehn Jahre mußten vergehen, bis sich der Komponist entschloß, dem heroisch-trotzigen Selbstportrait „das Weib" an die Seite zu stellen: Erst durch diese „Vervollständigung", die tiefe Verbindung der beiden „Mächte", gelangt der Gescheiterte in den sicheren Hafen - still, geruhsam, in großer Schönheit und Verklärung endet das autobiographische Werk, das nach einem Geburtstagsstück („Reverenza") für den Dirigenten Armas Järnefelt und den iberischen Nettigkeiten der Ballettsuite den schöpferischen Höhepunkt dieses Programms darstellt.
Rasmus van Rijn [15.03.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Natanael Berg | ||
1 | Reverenza | 00:06:03 |
4 | Hertiginnans friare | 00:22:39 |
8 | Sinfonie Nr. 3 (Makter) | 00:23:49 |
Interpreten der Einspielung
- Norrköping Symphony Orchestra (Orchester)
- Ari Rasilainen (Dirigent)