Max Drischner
Sonnenhymnus
Organ Works

cpo 555 376-2
1 CD • 77min • 2020
27.05.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit der Orgelmusik von Max Drischner verhält es sich zumeist wie mit einem Mauerblümchen: das ist einfach da und meistens nimmt man kaum Notiz davon, so unauffällig, verborgen und unscheinbar wirkt es. Das liegt im Falle Drischners nicht zuletzt an der Musik selbst, die selten stilistische Überraschungen bietet, sich überwiegend eines imitatorisch-polyphonen Satzes bedient, und deren Stilmittel in der Regel nicht über das hinausgegen, was vom Barock bis zur Romantik musikalisches Allgemeingut geworden ist. Zum Allgemeinplatz ist es da mitunter nicht mehr weit, zumal Drischners Musik in ihrer stellenweise grenzenlos anmutenden Schlichtheit zuweilen jedes musikalische Klischee zu bedienen scheint, das verfügbar erscheint. Hinzu kommt, dass das Werk des 1891 geborenen Drischner heutzutage oft in den Ruch der Deutschtümelei kommt, da er den Tendenzen der damaligen Zeit nahezu unreflektiert zu huldigen scheint bzw. sich nicht deutlich davon distanziert. Unabhängig davon, wie das aus heutiger Sicht zu bewerten ist, war das einer heutigen Rezeption sicherlich nicht förderlich.
Zeitlose Ästhetik
Dabei kann man sich freilich auch darüber wundern, dass oft mit zweierlei Maß gemessen wird. Richard Strauss haben seine Anbiederungen an das nationalsozialistische Regime jedenfalls nicht geschadet. Wie dem auch sei, die Musik Drischners ist bei weitem nicht ausschließlich epigonal oder retrospektiv, sie hat auch ihre originären Seiten und bietet weitaus mehr als nur liturgisches Futter für Dorforganisten. Für die hat der 1971 verstorbene Drischner nämlich 12 Choralvorspiele komponiert, die Friedhelm Flamme in seiner Einspielung neben einigen großformatigeren Werken und der auch als Sonnenhymnus bekannten Passacaglia E-Dur aufgenommen hat. Er nutzt dafür die Schuke-Orgel der Heilig-Kreuz-Kirche in Detmold, ein modernes Instrument, das barocke wie romantische Klangfarben bietet und für die zeitlose Ästhetik dieser Musik ein passendes Medium darstellt. Die Aufnahme ist tadellos, Flamme setzt sich mit aller Überzeugungskraft für die Musik Drischners ein – mit Erfolg. Ein überzeugenderes Plädoyer für diese Musik und ihre unzweifelhaft vorhandenen Stärken wird man derzeit kaum finden. Der apotheotische, hier wunderbar ergreifend inszenierte Schluss des Sonnenhymnus ist ein treffliches Symbol hierfür.
Guido Krawinkel [27.05.2021]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Max Drischner | ||
1 | Toccata, Adagio und Fuge A-Dur | 00:04:41 |
2 | Wie schön leuchtet der Morgenstern (Choralfantasie) | 00:07:06 |
3 | Wachet auf, ruft uns die Stimme (Choralfantasie) | 00:07:43 |
4 | Erste Nordische Volkstonsuite (Vorspiel und 5 Volksliedsätze) | 00:06:45 |
5 | Lofot-Variationen (Thema mit 7 Variationen) | 00:08:38 |
6 | Nordische Fantasie a-Moll | 00:04:38 |
7 | Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (Choralfantasie) | 00:03:27 |
8 | Dir, dir, Jehova will ich singen (Choralvorspiel) | 00:02:16 |
9 | Es ist das Heil uns kommen her (Choralvorspiel) | 00:01:20 |
10 | Praeludum und Fuge a-Moll | 00:03:38 |
11 | Liebster Jesu, wir sind hier (Choralvorspiel) | 00:01:26 |
12 | Wer nur den lieben Gott lässt walten (Choralvorspiel) | 00:03:09 |
13 | Sieh, hier bin ich, Ehrenkönig (Choralvorspiel) | 00:01:02 |
14 | Komm, o komm, du Geist des Lebens (Choralvorspiel) | 00:01:31 |
15 | Die güldne Sonne voll Freud und Wonne (Choralvorspiel) | 00:00:51 |
16 | Herr Gott, dich loben alle wir (Choralvorspiel) | 00:00:36 |
17 | Herz und Herz vereint zusammen (Choralvorspiel) | 00:01:00 |
18 | Verleih uns Frieden gnädiglich (Choralvorspiel) | 00:01:59 |
19 | Die Sonn hat sich mit ihrem Glanze (Choralvorspiel) | 00:01:01 |
20 | Befiehl du deine Wege (Choralvorspiel) | 00:00:53 |
21 | Fröhlich soll mein Herze springen (Choralvorspiel) | 00:00:45 |
22 | Schönster Herr Jesu (Choralvorspiel) | 00:01:35 |
23 | Sonnenhymnus E-Dur (Passacaglia) | 00:11:12 |
Interpreten der Einspielung
- Friedhelm Flamme (Orgel)