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Besprechung CD

Thomas Hampson • Claudio Vandelli • Würth Philharmoniker

Brahms | Glanert • Brahms • Schubert | Brahms • Mendelssohn Bartholdy

hänssler CLASSIC HC24021

1 CD • 66min • 2024

22.02.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Dieses Album sollte eigentlich mit „Brahms-Bearbeitungen“ betitelt sein, es trägt aber in Großbuchstaben den Titel „THOMAS HAMPSON“, zusammen mit der Abbildung von dessen Halb-Porträt. Dies verschiebt die (eigentlich) gut durchgeplante Thematik der CD hin in Richtung Star-Kult. Brahms bearbeitet Schubert und Haydn, Detlev Glanert bearbeitet Brahms – das ist das Hauptthema. Wenn dann als „Bonus-Track“ (so der Dirigent Claudio Vandelli) Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre hinzugefügt wird, liegt dies nicht auf der Linie des Themas. Warum nicht stattdessen Brahms‘ Akademische Festouvertüre, worin Brahms ebenfalls etwas bearbeitet, nämlich Studentenlieder? Immerhin schärft Claudio Vandelli den kompakten Klang und die genau konturierte Bläserwucht der Würth Philharmoniker hin zu rhetorischer Diktion, alles rhythmisch sehr straffgehalten und mit zauberhaft murmelnden Geigen, die wohl die Wellen zu symbolisieren scheinen, die die Fingals-Höhle umspülen.

Jägerton und Siciliano

Das Thema von Brahms‘ Haydn-Variationen nimmt Vandelli ebenso rhythmisch straff, für mein Empfinden etwas zu zügig, denn die Temposteigerungen der nachfolgenden Variationen mit ihren Bezeichnungen wie „più animato“, più vivace“ oder „con moto“ sind dann nicht so kontrastiv, sondern eher gleichförmig. Aber alles ist voranschreitend und recht zügig, den angeblichen Wallfahrtslied-Rhythmus aufnehmend. Schön ist der „Jägerton“ der Variation VI (Track 12) getroffen mit einem herrlich geschlossenem Bläsersatz, schön wiegt sich der Siciliano-Rhythmus der Variation VII und wirkungsvoll steigert sich das Finale mit der logisch voranschreitenden Passacaglia.

Von Klangreduktion zur Klangfülle

Das Glanzstück dieser CD ist die Bearbeitung der Brahms’schen Vier ernsten Gesänge durch Detlev Glanert. Vier Präludien und Ernste Gesänge für Bassbariton und Orchester heißt das Werk nun. Glanert weckt die von Brahms gewollte Klangreduktion gleichsam auf zur farbenreichen und explosiven Klangfülle, füllt alle Lieder mit Präludien und einem Postludium zu einem eigenen anderen Deutschen Requiem auf, macht die manchmal etwas spröden Lieder rhythmisch geschmeidiger, glättet mögliche Harschheiten und lässt dies neue Requiem mit langsam entschwindenden hoffnungsfrohen Bläserrufen über einem Orgelpunkt enden. Ein Werk, dem man viele Aufführungen wünscht.

Mit Einschränkungen

Brahms war 63 Jahre alt, als er die Vier Ernsten Gesänge komponierte. Thomas Hampson war 69 Jahre alt, als er diese Lieder aufnahm. Seine Meriten als Liedsänger sind unbestritten, aber seiner Stimme fehlt es an farbenreichem Glanz, ja die Substanz, sie geht in den Orchesterwogen unter, flüchtet sich oft ins Deklamieren und wird in der Höhe scharf, vor allem verbreitert sich seine Vibrato-Amplitude. Die eherne Herbheit und unerbittliche Todesgewissheit der Gesänge kann er stimmlich nur mit Einschränkungen darstellen. Gewiss ist seine Diktion, vor allem in den von Brahms bearbeiteten Schubert-Liedern, noch gut, gewiss knallen noch die Konsonanten, kann er die schauerliche Hades-Atmosphäre in Gruppe aus dem Tartarus vermitteln – aber eine gewisse Stimmenmüdigkeit ist nicht zu überhören. Und dann muss er noch vom Greisengesang singen: „Der Frost hat mir bereifet des Hauses Dach“…

Das Hörbild ist etwas eingedunkelt und neutral, der Raumklang schwingt nicht genügend mit.

Rainer W. Janka [22.02.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Gruppe aus dem Tartarus op. 24 Nr. 1 D 583 00:02:50
2An Schwager Kronos op. 19 Nr. 1 D 369 00:02:43
3Memnon op. 6 Nr. 1 D 541 00:03:45
4Geheimes D 719 00:01:32
5Greisengesang D 778 00:04:19
Johannes Brahms
6Variationen über ein Thema von Haydn op. 56a für Orchester 00:18:51
16Vier Präludien und Ernste Gesänge für Bariton und Orchester 00:23:45
Felix Mendelssohn Bartholdy
25Die Hebriden h-Moll op. 26 (Fingals Höhle, Konzertouvertüre) 00:09:55

Interpreten der Einspielung

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