Duo Praxedis Johann Strauss
harp & piano

Ars Produktion ARS 38 680
2 CD • 14min • 2025
30.03.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Duo Praxedis heißt so, weil beide Solistinnen den Vornamen Praxedis haben: Praxedis Hug-Rütti spielt Harfe, ihre Tochter Praxedis Geneviève Hug spielt Klavier. Beide sind seit 2010 unermüdlich dabei, die Literatur für diese Besetzung zu durchforsten, die im 19. Jahrhundert sehr beliebt war. Allein Carl Czerny hat rund 400 Werke für diese Besetzung geschrieben, teilt das (dreisprachige) Booklet mit. Diese üppige Doppel-CD mit 151 Minuten Spielzeit, bereits die zehnte des Duos, hat sich dem Wiener Walzer verschrieben und ist deshalb launig „Baba Bussi“ betitelt – mit dem Akzent bei Babá auf der letzten Silbe: eine wienerische Abschiedsformel, die dort aber meist in umgekehrter Form verwendet wird: Bussi Baba. Die CD 1 umfasst Tänze der Familie Strauß, aber auch die zwanzig Ländler von Franz Schubert. Die CD 2 befasst sich mit Reminiszenzen an den Wiener Walzer, von Fritz Kreisler, dem hier ausgiebig gehuldigt wird, bis zu Richard Strauss und Sergej Prokofieff. Alle Arrangements stammen vom Duo Praxedis selbst.
Geschmackvolle Arrangements
Sehr geschickt und geschmackvoll sind diese Arrangements – nur der Entr‘acte in G D 797 von Schubert wirkt hier etwas künstlich forciert, ist eher ein Verlust als ein Gewinn dem Klavier-Original gegenüber. Vorzüglich sind die ironisch-sentimentalen Gustostückerl von Fritz Kreisler gelungen. Eine schöne Entdeckung ist die Fantaisie sur des Valses de Johann Strauss des polnisch-französischen Komponisten Alexandre Tansmann, die dazu animiert, mehr von diesem eher unbekannten Komponisten hören zu wollen. Und gelungen ist auch die Darstellung der Notenüberfülle in Alt Wien Nr. 11 von Leopold Godowsky aus dessen Triakantameron.
Beide Solistinnen spielen wendig, (oft sehr) flott, immer rhythmisch beschwingt und befeuert, tanzfreudig mit so manchen Accelerandi, charmant, elegant und sehr klangfarbenfreudig. Harfe und Klavier wetteifern geradezu um das Höchstmaß an Glitzerigkeit, kunstvoll ist die Verschränkung des vollen Harfen- und des Klavierklangs, geradezu klangrauschend kommt die Rosenkavalier-Suite daher. Im Eifer, diesen Klang auch voll einzufangen, schießt die Tonregie öfters darüber hinaus: es wird dann etwas klirrig. Man hat den Eindruck, die Mikrofone sitzen zu nahe dran.
Klangliche Sattheit in der Melancholie
Mit klanglicher Sattheit vertieft sich das Duo Praxedis in die Melancholie so mancher Stücke, so bei den Schubert -Ländlern (Track 8 und 17) und auch bei der Polka Mazur Dithyrambe von Josef Strauß op. 236 (und nicht von Johann Strauß, wie das Booklet irrtümlich schreibt!) – die allerdings zu schnell daherkommt, so dass aus dem eher feierlichen Polka-Tanzschritt ein Walzer wird. Und es mag etwas beckmesserisch klingen: Beim Walzer-Rhythmus beachten die beiden Solistinnen nicht den Grundsatz der „verhatschten Drei“, den Otto Schenk einmal so beschreibt, als er einen österreichischen Dirigenten zitiert, der einem fernöstlichen Orchester den Wiener Walzer erklärt: „You alway play one, two three – but you must play: one, two…and perhaps three!“ Das Duo Praxedis konzentriert sich hier mehr auf das symphonische Fließen.
Rainer W. Janka [30.03.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Strauß (Sohn) | ||
1 | Tik-Tak op. 365 (Polka schnell) | 00:02:56 |
2 | Pizzicato-Polka op. 234 | 00:02:43 |
3 | Indigo-Quadrille op. 344 | 00:04:51 |
Eduard Strauß | ||
4 | Froh durch die ganze Welt! op. 43 (Schnellpolka) | 00:02:21 |
Johann Strauß (Sohn) | ||
5 | Kaiserstadt-Polka op. 291 ('s gibt nur a Kaiserstadt, 's gibt nur a Wien, Schnellpolka) | 00:03:29 |
Franz Schubert | ||
6 | 20 Ländler D 366 | 00:14:24 |
Johann Strauß (Sohn) | ||
26 | Du und Du op. 367 | 00:07:10 |
27 | Wiener Blut op. 354 (Walzer) | 00:09:04 |
28 | Schatz-Walzer op. 418 (nach Melodien aus der Operette Der Zauberbaron) | 00:06:56 |
29 | Wein, Weib und Gesang op. 333 (Walzer) | 00:06:04 |
30 | Tausend und eine Nacht op. 346 (Walzer - nach Themen aus der Operette "Indigo und die vierzig Räuber") | 00:09:38 |
Josef Strauß | ||
31 | Dithyrambe op. 236 (Polka Mazur) | 00:03:13 |
CD/SACD 2 | ||
Sergej Prokofjew | ||
1 | Schubert-Walzer | 00:10:07 |
Fritz Kreisler | ||
2 | Liebesfreud (Alt-Wiener Tanzweisen I) | 00:03:16 |
3 | Kleiner Wiener Marsch | 00:02:41 |
4 | Schön Rosmarin (Alt-Wiener Tanzweisen III) | 00:02:00 |
5 | Marsch des Spielzeugsoldaten | 00:01:45 |
George Gershwin | ||
6 | By Strauss | 00:02:38 |
Josef Lanner | ||
7 | Vindobona | 00:07:36 |
Franz Schubert | ||
8 | Zwischenaktmusik zu "Rosamunde" Nr. 3 B-Dur D 797 | 00:05:24 |
Richard Strauss | ||
9 | Der Rosenkavalier op. 59 (Walzerfolge Nr. 1) | 00:09:09 |
Alexandre Tansman | ||
10 | Fantaisie sur les valses de Johann Strauß | 00:04:54 |
Eduard Gärtner | ||
11 | Wiener Tanz Nr. 2 | 00:03:47 |
Leopold Godowsky | ||
12 | Walzer Nr. 11 Ges-Dur (Alt-Wien) | 00:02:33 |
Fritz Kreisler | ||
13 | Aus Wien (Walzer) | 00:02:41 |
14 | Caprice Viennois op. 2 (Walzer) | 00:03:54 |
15 | The Old Refrain (Walzer) | 00:03:08 |
16 | Mitternachtsglocken (nach Melodien aus der Operette Der Opernball von Richard Heuberger) | 00:03:37 |
17 | Liebesleid (Alt-Wiener Tanzweisen II) | 00:03:28 |
Franz Schubert | ||
18 | Zwischenaktmusik zu "Rosamunde" Nr. 3 B-Dur D 797 | 00:06:49 |
Interpreten der Einspielung
- Duo Praxedis (Harfe, Klavier)