Christoph Demantius
Johannes-Passion

cpo 555 583-2
1 CD • 62min • 2022
20.04.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Lebensdaten von Christoph Demantius (1567-1643) sind von den Jahreszahlen her identisch mit denen Claudio Monteverdis, des großen Heroen des Übergangs von der Musik der Spätrenaissance zu der des Frühbarocks. Demantius geriet nach seinem Tod schnell in Vergessenheit, und auch heute ist seine Vertretung im Tonträgerkatalog nur auf ganz wenige Einspielungen beschränkt. Unverständlich, wenn man bedenkt, dass er eine bedeutende Anzahl an Kompositionen hinterlassen hat, deren Qualität unter denen seiner Zeitgenossen herausragt und auch den Vergleich mit dem großen italienischen Komponisten der Epoche nicht scheuen muss.
Teilhaber einer reichen Musikepoche
Schon die gemeinsamen Lebensdaten mit Claudio Monteverdi zeigen an, dass Christoph Demantius einer herausragenden Epoche der Musikgeschichte angehörte, die, noch unter dem Einfluss der franko-flämischen Schule mit ihrer reichen Polyphonie stehend, bereits die dramatische Intensität des Frühbarocks ankündigt. Dieses Programm stellt der Musik von Demantius etliche Werke von Andreas Hammerschmidt (1611-1675) zur Seite; dieser war zwar fast zwei Generationen jünger als Demantius, doch teilten beide Komponisten zwischen 1635 und 1639 vier Jahre gemeinsamen Wirkens in Freiberg – Demantius als Kantor, Hammerschmidt als Organist – und es ist kaum denkbar, dass sie in diesen Jahren nicht auch gemeinsame musikalischen Aktivitäten entfaltet haben. Kompositionen der Generation zwischen Demantius und Hammerschmidt – von Daniel Selichius (1581-1626), Heinrich Schütz (1585-1672) und Samuel Scheidt (1587-1654) – vervollständigen das Programm zu einem musikalischen Porträt geistlicher Vokalmusik des Hochbarock zur Feier des Karfreitags, des höchsten Feiertags der evangelisch-lutherischen Christenheit.
Abschluss eines Lebenswerks
1631 entstand das Alterswerk von Christoph Demantius, die Johannespassion und Weissagung des Leiden und Sterben Jesu Christi à 6, mit dem er im Alter von 64 Jahren sein Schaffen abschloß; wiewohl er erst 1643 mit 75 Jahren starb – für damalige Zeiten hochbetagt. Überaus bemerkenswert ist die Kombination alttestamentarischer Voraussagen aus Jesaja, Kapitel 53, mit der Passionsschilderung des Evangelisten Johannes, die ihren spezifischen Blick auf die Erhöhung Jesu zum Christus als eschatologisches Ziel seines Leidens zur Erlösung der sündigen Menschheit richtet. Eine solche Kombination alt- und neutestamentarischer Texte zeugt von einer bemerkenswerten theologischen Fundamentierung dieser Passionsmusik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Meisterlicher a-capella-Gesang
Alexander Schneider liefert in seinem höchst informativen Text im Beiheft alle wünschbaren Erklärungen zu diesem überaus klug zusammengestellten Programm rund um die außergewöhnliche Passionsmusik von Christoph Demantius. Überdies leitet er sein Ensemble souverän in dieser perfekten Darstellung vokaler Passionsmusik des 17. Jahrhunderts, deren Interpretation höchste technische Perfektion und außerordentliche künstlerische Meisterschaft erfordert.
Detmar Huchting [20.04.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Christoph Demantius | ||
1 | Johannes-Passion | 01:01:58 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble Polyharmonique (Ensemble)
- Alexander Schneider (Leitung)